Marburg und seine Umgebung bieten zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Der Tourismus stellt in der Universitätsstadt einen nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Hauptanziehungspunkte sind die Elisabethkirche, das Schloss sowie die historische Altstadt. Für Übernachtungen bietet Marburg außer dem Campingplatz und einer ganzen Reihe Hotels und Pensionen in allen Preisklassen die DJH-Jugendherberge in der Jahnstraße (Weidenhausen) die über viele Jahre 167 Betten bot und in unmittelbarer Nähe zur Lahn und zum Universitätsstadion liegen bleibt, jedoch im Januar 2020 geschlossen wurde. 2009 wies die Stadt bei einem Angebot von 5974 Betten 562.653 Übernachtungen vor. Stadtführungen (auch zu Sonderthemen wie Märchen, Romantikepoche etc.) sowie Märchenrundfahrten in die Umgebung zu den vom Maler Otto Ubbelohde illustrierten „Schauplätzen“ der Grimmschen Märchen und der Deutschen Märchenstraße lassen sich bei der Touristen-Information buchen. Von April bis Oktober gibt es jeden Samstag Kasematten-Führungen durch die unterirdischen Festungsanlagen des Schlosses. Der älteste Sakralbau Marburgs, die romanische Martinskirche, befindet sich im Ortsteil Michelbach.
Marburger Elisabethkirche
Die Elisabethkirche, vom Volksmund gewöhnlich „E-Kirche“ genannt, ist der früheste rein gotische Kirchenbau auf deutschem Boden und wahrscheinlich das bekannteste Gebäude Marburgs. Sie wurde vom Deutschen Orden, dessen Niederlassung, das Deutschhaus, sich in direkter Nachbarschaft zur Elisabethkirche befindet, errichtet. Der Bau der Elisabethkirche erfolgte durch den Deutschen Orden zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen, deren Grabmal sich in der Kirche befand. Der Bau wurde im Jahr ihrer Heiligsprechung (1235) begonnen und 1283 vollendet. Marburg wurde dadurch im Spätmittelalter zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.
Die Kirche gilt als Meisterwerk der deutschen Frühgotik. Sie zählt zu den ersten rein gotischen Hallenkirchen im deutschen Kulturgebiet. Mit der Liebfrauenkirche in Trier ist sie die erste rein gotische Kirche im deutschen Sprachraum. Für den Kölner Dom gilt sie als Vorbild.
Marburger Schloss
Das Landgrafenschloss erhebt sich weithin sichtbar westlich über der Stadt und dem in nord-südlicher Richtung verlaufenden Lahntal. Der Schlossberg hat eine Höhe von 287 m ü. NN und bildet einen Ausläufer des Marburger Rückens – eines Buntsandstein-Hochlandes. Durch die relativ steilen Talflanken bestand hier eine sehr gute fortifikatorische Ausgangslage für die Errichtung einer mittelalterlichen Burg, die in der Folgezeit und bis in die Gegenwart zahlreiche bauliche Veränderungen erfuhr.
Neben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen ist das Schloss von großem kunst- bzw. bauhistorischem Interesse. Dies betrifft neben den Bauteilen aus dem 11./12. Jahrhundert vor allem das Schloss aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, das noch heute den Gesamteindruck der Anlage wesentlich bestimmt. Die Schlosskapelle und der Saalbau mit dem Großen Saal beziehungsweise Fürstensaal, der zu den größten und qualitätvollsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur.
Heute wird das Schloss in Teilen vom Marburger Universitätsmuseum für Kulturgeschichte genutzt, das eine große Sammlung von Exponaten zur Geschichte der Region seit der Steinzeit beherbergt. Außerdem finden hier auch Theateraufführungen, Konzerte sowie weitere kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel mittelalterliche Märkte usw. statt.
Beliebt ist auch das zwischen Mai und September stattfindende Open-Air-Kino auf der Freiluftbühne im Schlosspark.
Die Kugelkirche
In der Oberstadt zwischen der Barfüßer- und der Ritterstraße befinden sich in der Kugelgasse zwei Gebäude, die im 15. Jahrhundert im Auftrag des Ordens „Brüder zum gemeinsamen Leben“ erbaut wurden. Die so genannten Kugelherren, die wegen ihrer Kopfbedeckung, der Gugel, so genannt wurden, waren ab 1477 in Marburg ansässig. Möglich wurde der Bau der Gebäude durch eine Schenkung eines reichen Marburgers, des Patriziers Heinrich Imhof.
Das Kugelhaus ist ein im spätgotischen Stil erbautes Stift, das 1491 fertiggestellt wurde. Heute ist dort die Völkerkundliche Sammlung des Instituts für Vergleichende Kulturforschung: Religionswissenschaft und Völkerkunde untergebracht. 1527 ging das Haus, in dem auch eine Lateinschule untergebracht war, an die Universität über, nachdem Landgraf Philipp den Orden und die Schule, in der er selbst Schüler war, aufgelöst hatte. Die Universität wollte das Gebäude im Laufe des Jahres 2011 aufgeben; es sollte an die Kugelkirchen-Gemeinde verkauft werden, die darin ein Gemeindezentrum einrichten will.
Die Kugelkirche, die 1485 von Johannes Bonemilch von Laasphe geweiht wurde, ist das zweite Gebäude des Ordens. Sie wurde zwischen 1478 und 1520 erbaut. Die Kirche besitzt Spitzbogenfenster und einen Dachreiter. Das Netzgewölbe zieren spätgotische Rankenmalereien. Orgel, Kanzel und Hochaltar stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Weitere innerstädtische Bauwerke
In der Marburger Oberstadt ist eine große Zahl von Fachwerk-Bauten rund um das historische Rathaus durch ein langjähriges, planmäßiges Restaurierungskonzept erhalten geblieben. Das dreigeschossige Rathaus selbst wurde in den Jahren 1512 bis 1513 unter der Leitung des Wetzlarer Steinmetzes Klaus (der Nachname ist unbekannt) errichtet, der Innenausbau jedoch erst 1526 fertiggestellt. Die Reste einer mittelalterlichen Synagoge oberhalb des Marktplatzes neben dem Haus Markt 23 sind unter einem Glaskubus von außen einsehbar. Die ehemalige Kilianskapelle (heute Kilian) wurde zwischen 1180 und 1200 als Marktkapelle im romanischen Stil erbaut. Nach der Reformation wurde die Kapelle nicht mehr als solche genutzt. Der nicht mehr vorhandene Ostturm wurde 1552 bis 1554 niedergerissen und zum Wiederaufbau der eingestürzten Weidenhäuser Brücke verwendet. Nachdem auch Giebel und Gewölbe abgebrochen worden waren, erhielt der Kilian 1580/81 dann mit einem Fachwerkobergeschoss weitestgehend sein heutiges Erscheinungsbild. Die erstmals 1248 urkundlich erwähnte Grüner Mühle ist eine ehemals als Ölmühle genutzte Wassermühle am Wehr unterhalb der Weidenhäuser Brücke. Ein Werk der Moderne ist die 1954 von Heinrich Lauterbach errichtete Jugendherberge.
In der Stadtteilgemeinde Hansenhaus steht seit 1904 eine Bismarcksäule. Dieser 15 m hohe Aussichtsturm wurde nach dem Typenentwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis aus rotem Sandstein errichtet, die Baukosten trugen Studenten und Bürger Marburgs. Baubeginn war 1903, durch Änderungen an der Bauausführung wurde der Turm jedoch erst am 21. Juni 1904 eingeweiht.
Stadtbildprägend ist ein Anfang der 1970er Jahre im Stil des Brutalismus errichtetes 14-geschossiges Hochhaus, das im Volksmund den Spitznamen Affenfelsen erhielt und aus heutiger Sicht als Bausünde gilt.
Das „Michelchen“, St.-Michaels-Kapelle

Unweit der Elisabethkirche inmitten eines ehemaligen Totenhofes liegt die kleine mittelalterliche St.-Michaels-Kapelle, „Michelchen“ genannt. Brüder des Deutschen Hauses erbauten sie 1268 in dem Totenhof, wo die zum Grabe der heiligen Elisabeth gekommenen und in Marburg verstorbenen Pilger und die in ihrem Hospital verstorbenen Pfründner ihre letzte Ruhestätte fanden. In ihr versahen die Ordenspriester ebenso wie in der Elisabethkirche den Gottesdienst. Mehrere zum Besuch der Kapelle ausgestellte Ablassbriefe sind aus dem 13. Jahrhundert bekannt. In der Reformationszeit ging das Michelchen in den Besitz der Stadt über. Als notwendige Arbeiten und Aufsicht unterlassen wurden, verkam es zur Ruine. Nach 1583 wurden Renovierungsarbeiten am Dachstuhl vorgenommen, neue Türen und Fenster eingesetzt sowie eine Kanzel und eine Empore errichtet. Auch die Mauer um den Friedhof wurde erneuert. Heute wird der Totenhof nicht mehr benutzt. Die noch vorhandenen etwa 50 Grabsteine stammen sämtlich aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Sie geben einen Überblick über den Wandel der künstlerischen Auffassung von Figurengrabsteinen der Renaissance über den Inschriftgrabstein des Barock bis zum klassizistischen Grabdenkmal. Restaurierungsarbeiten am „Michelchen“ wurden auch in den Jahren 2009 und 2020/2021 durchgeführt. Heute ist der Totenhof ein Park und Ruhepunkt im Nordviertel von Marburg.
„Spiegelslust“
„Spiegelslust“ liegt 200 Meter entfernt vom Kaiser-Wilhelm-Turm (nach Wilhelm I.). Der Turm, der auch als Spiegelslustturm bekannt ist, ist ein Aussichtsturm auf den Lahnbergen. 1872 hatte ein Verein Geld gesammelt, um den Turm als Erinnerung an die Reichsgründung und den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) zu finanzieren. In der Nacht vom 12. auf den 13. März 1876 brachte ein Sturm den fast fertigen Turm zum Einsturz. 14 Jahre später wurde das 36 Meter hohe Bauwerk fertiggestellt; die feierliche Einweihung fand am 2. September 1890 statt.
Alter Botanischer Garten

Wenige hundert Meter südlich der Elisabethkirche liegt am Pilgrimstein der 3,6 Hektar große Alte Botanische Garten der Universität Marburg. 1811 gegründet, beruht bis heute die Einmaligkeit dieses Gartendenkmals auf der gelungenen Verknüpfung eines „Wissenschaftsgartens“ mit der „englischen Gartenkunst“. Noch heute zeigt er wichtige Spuren seiner Geschichte. Diese betrifft sowohl die Geschichte der Gartenkunst als auch die Geschichte der Naturwissenschaften von den Zeiten der „nur“ beschreibenden „Naturgeschichtler“ nach Carl von Linné, dann der „Pflanzengeographie“ Alexander von Humboldts über die Zeit der evolutorischen Erklärungsversuche Charles Darwins oder Ernst Haeckels bis zur Labor-Botanik. Mit der Errichtung der neuen Zentralen Universitätsbibliothek auf dem angrenzenden Streifen zur Elisabethkirche hin und dem Umzug zahlreicher Institute der Universität in die nahegelegenen alten Klinikgebäude soll der Alte Botanische Garten zum Mittelpunkt des geisteswissenschaftlichen „Campus Firmanei“ werden.
„Neuer Botanischer Garten“
Der Botanische Garten Marburg liegt auf den Lahnbergen. Gegen Ende der 1960er Jahre wurden die naturwissenschaftlichen Fächer der Philipps-Universität Marburg dorthin verlegt, da in der Innenstadt kein Platz für umfangreiche Neubauten vorhanden war. In der räumlichen Nähe zum Botanischen und Zoologischen Institut des Fachbereichs Biologie wurde dort ein vom Landschaftsarchitekten Günther Grzimek geplanter neuer botanischer Garten angelegt und im Jahr 1977 eröffnet. Mit 20 ha ist er einer der größeren botanischen Gärten Deutschlands. Neben einer großen Baumsammlung (Arboretum) hat er eine systematische Abteilung, eine Abteilung mit Heil- und Nutzpflanzen, die Farnschlucht, den Frühlingswald, ein Alpinum und einen Heidegarten. In Schaugewächshäusern mit einer Grundfläche von 1700 m² sind zahlreiche Pflanzen der Tropen und Subtropen zu sehen, darunter die Riesenseerose Victoria amazonica. Der Botanische Garten kämpft seit Jahren gegen die Unterfinanzierung und war mehrfach schließungsbedroht. Die Orchideensammlung musste aus Kostengründen bereits geschlossen werden, für die Rhododendronsammlung ist dasselbe Schicksal zu befürchten.
Dieser Text basiert auf dem Artikel Marburg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung).
In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Bildquellen: